Sicherheit und Verlässlichkeit im Schaltschrankbau
Elektrische Schaltanlagen müssen höchste Sicherheitsstandards erfüllen, um Menschen und Anlagen zuverlässig zu schützen. Doch welche Anforderungen gelten konkret für Niederspannungs-Schaltgerätekombinationen? Die IEC 61439 gibt hier klare Antworten.
Die international harmonisierte Norm IEC 61439 definiert verbindliche Sicherheitsanforderungen für Schaltschränke und Energieverteilersysteme. Sie stellt sicher, dass jede Anlage normgerecht geplant, geprüft und dokumentiert wird – von der Konstruktion über den Bau bis hin zum finalen Einsatz. Nur wenn die Vorgaben der IEC 61439 eingehalten werden, darf eine Schaltanlage in Verkehr gebracht werden.
Wie genau die Norm IEC 61439 aufgebaut ist, welche Prüfungen notwendig sind und welche Konsequenzen sie für den Schaltschrankbau hat, erfahren Sie im Folgenden auf dieser Seite.
Folge 3 aus der Video-Reihe "Schaltschrank-Expertenwissen"
Welche Anforderungen stellt die IEC 61439 an den Schaltschrankbau? In Teil 3 unserer Videoserie erklärt Helmut Ritter, welche Sicherheitsvorgaben für Schaltschränke und Energieverteiler gelten und warum der Bauartnachweis und Stücknachweis entscheidend sind.
Norm IEC 61439 – Sicherheit und Verlässlichkeit im Schaltschrankbau
Warum ist die IEC 61439 so wichtig?
Elektrische Schaltanlagen müssen höchsten Sicherheitsstandards entsprechen, um Menschen und Anlagen zuverlässig zu schützen. Mit der Norm IEC 61439 sind klare Anforderungen für den Bau und Betrieb von Niederspannungs-Schaltgerätekombinationen definiert.
Sie stellt sicher, dass jede Schaltanlage normgerecht geplant, geprüft und dokumentiert wird – von der Konstruktion über den Bau bis zum finalen Einsatz. Denn nur wenn alle Vorgaben eingehalten werden, darf eine Schaltanlage rechtskonform in Verkehr gebracht werden.
Aufbau und Struktur der IEC 61439
Die Norm gliedert sich in drei Hauptbestandteile, die unterschiedliche Aspekte des Schaltschrankbaus regeln:
→ Vorgaben zur Spezifikation, die im Vorfeld mit dem Anwender abgestimmt werden.
→ Regelt alle sicherheitsrelevanten technischen Grundlagen für Konstruktion und Bau.
→ Enthält Detailvorgaben für spezifische Schaltgerätekombinationen.
Darüber hinaus gibt es weitere Anwendungsbereiche, darunter:
- Energie- und Schaltgerätekombinationen
- Installationsverteilung
- Baustromverteilung
- Kabelverteilschränke
- Schienenverteiler
- Kombinationen für spezielle Anwendungen
Diese Struktur ermöglicht eine klare und einheitliche Regelung für alle Schaltschranktypen.
Der Bauartnachweis – Die Grundlage für normgerechte Schaltanlagen
Ein Schaltschrank kann nur dann als sicher und normkonform gelten, wenn er nachweislich alle technischen und sicherheitsrelevanten Anforderungen erfüllt. Dafür gibt es den Bauartnachweis, der die grundlegenden Eigenschaften der Schaltgerätekombination belegt.
Wer ist für den Bauartnachweis verantwortlich?
- Rittal ist für seine Standardprodukte verantwortlich und stellt den Bauartnachweis für die von Rittal gelieferten Schaltschränke zur Verfügung.
- Wird eine Rittal-Schaltgerätekombination verändert, muss der Hersteller selbst einen neuen Bauartnachweis erbringen.
- Bleibt die Konstruktion unverändert, muss kein neuer Bauartnachweis erstellt werden.
13 Prüfmerkmale für den Bauartnachweis
Ein normgerechter Schaltschrank muss diese 13 Punkte erfüllen:
- Festigkeit der Werkstoffe
- Festigkeit der Bauteile
- Schutzarten von Gehäusen (IP-Schutzklassen)
- Luftstrecken (Mindestabstand zur Vermeidung von Überschlägen)
- Kriechstrecken (Schutz vor Kriechströmen)
- Durchgängigkeit des Schutzleiters
- Einbau von Betriebsmitteln
- Interne Stromkreise und Verbindungen
- Anschlüsse für von außen eingeführte Leiter
- Isolationseigenschaften
- Erwärmung
- Elektromagnetische Verträglichkeit
- Mechanische funktion
Arten der Prüfung
Die Prüfungen werden in der Regel auf drei verschiedene Arten erbracht:
- Durch Prüfung – direktes Testen der Anlage
- Durch Vergleich mit einer Referenzkonstruktion – bereits geprüfte Bauart als Grundlage
- Durch Begutachtung – konstruktive Analyse durch Experten
Wichtig: Nicht jedes Merkmal darf beliebig nachgewiesen werden – es gibt klare Vorgaben.
Der Stücknachweis – Die verpflichtende Prüfung für jeden Schaltschrank
Neben dem einmaligen Bauartnachweis muss jeder einzelne Schaltschrank, der in Betrieb genommen wird, einen Stücknachweis durchlaufen.
Warum ist der Stücknachweis notwendig?
- Stellt sicher, dass jeder Schaltschrank fehlerfrei gefertigt wurde.
- Erkennt Produktionsmängel oder Montagefehler frühzeitig.
- Verhindert sicherheitsrelevante Schwachstellen.
Welche Prüfungen umfasst der Stücknachweis?
- Sichtprüfung – Kontrolle auf mechanische Mängel, korrekten Aufbau und Anschlüsse
- Isolationsprüfung – Sicherstellung der Spannungsfestigkeit und Isolationseigenschaften
- Schutzleiterprüfung – Überprüfung der elektrischen Sicherheit für Personen
Wer ist verantwortlich?
Der Schaltschrankbauer, nicht der Komponentenhersteller.
Denn selbst wenn alle Einzelkomponenten normgerecht sind, können Fehler in der Fertigung auftreten. Der Stücknachweis ist der letzte Schritt, um dies auszuschließen.
Fazit: Normgerechter Schaltschrankbau mit IEC 61439
Schaltschrankbauer müssen Bauart- und Stücknachweis erbringen, um ihre Schaltanlage rechtskonform in Verkehr zu bringen. Verlässliche Planung und Dokumentation sichern die Qualität und sorgen für einen reibungslosen Betrieb.
Rittal stellt normgerechte Lösungen bereit, sodass Hersteller auf geprüfte Schaltschränke mit bestehendem Bauartnachweis zurückgreifen können. Mit dem richtigen Wissen und den passenden Produkten steht einer sicheren Schaltschrank-Infrastruktur nichts mehr im Weg.
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